05/10/2023

Fehlender Dank – na, danke!

Es lohnt sich, mal darüber nachzudenken.

Wenn ein Mensch etwas für andere tun, ob nun bezahlt oder ehrenamtlich oder in der Familie oder für die Freundin oder oder oder, dann – Hand aufs Herz- wird das oft einfach hingenommen, zur Kenntnis genommen. Ein ehrlicher Dank, ausgesprochen und wegen Corona-Maske auch mit den Augen unterstützt ist da leider oft Fehlanzeige. Zu vieles wird als selbstverständlich betrachtet. Ich nehme mich da gar nicht aus.

In den letzten zwei Jahren habe ich jedoch krankheitsbedingt einiges in meinem Leben neu anschauen und sortieren müssen. Und ich habe ein paar Entscheidungen getroffen, z.B. die der Reduzierung von ehrenamtlichen Tätigkeiten. Das kam nicht immer gut an, war aber notwendig.

Ein Ehrenamt habe ich 13 Jahre ausgeübt. Die Reaktion auf meine Entscheidung, die ich mit meiner Krankheit begründet hatte und für die ich auch noch um Verständnis gebeten hatte, war äußerst kühl und durchaus auch verletzend: „Herr XY (wichtiger Mensch) nimmt Ihre Entscheidung zur Kenntnis.“ Kein Dank, nicht ein einziges Wort. Die Position wurde coronabedingt per Briefwahl neu besetzt. Auch in diesem Kontext kein einziges Wort des Dankes, auch nicht aus dem Kreis der anderen, die diesen Dienst weiter tun, nicht mal der Hinweis darauf, wer bisher hier aktiv war.

Ein anderes hab ich 4 Jahre ausgeübt. Die gleiche Erfahrung- nur dass mir nicht mal mitgeteilt wurde, dass man die Entscheidung zur Kenntnis nimmt. Tatsächlich wurde vor ein paar Tagen in meiner Gegenwart die Position per Akklamation neu besetzt, aber ohne ein einziges Wort des Dankes oder zumindest des Rückblickes. Ich saß einfach da und staunte. Ich hab auch gar nicht gewusst, was ich hätte sagen sollen. Hätte ich was sagen sollen?

Und das brachte mich zum Nachdenken. Was passiert hier? Warum ist mir der Dank so wichtig? Geht es schlicht um ein Wahrgenommen werden? Einerseits reden wir hier von einem guten menschlichen Miteinander, zu dem zumindest floskelhaft der Dank dazu gehört. Wobei die Floskel natürlich sofort spürbar ist und eine gewisse Substanz haben sollte. Aber immerhin gebietet es ein Minimum an Höflichkeit, so zu handeln.

Andererseits gibt es da jenen sehr schwierigen Abschnitt der Bergpredigt aus Mt 5, hier zitiert nach der Einheitsübersetzung von 2016:

42 Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab! 43 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, 45 damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46 Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? 47 Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? 48 Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!

Mal abgesehen davon, dass der Anspruch Jesu zum Thema vollkommen sein – typisch für die Bergpredigt – für mich wohl kaum erfüllbar ist, steht hier doch die nicht überlesbare Forderung im Raum, die anderen, und zwar gerade die, mit denen ich nicht klarkomme, zu lieben. Ich kann das übersetzen und deuten und übertragen zum Thema Dank. Jesus erwartet von mir, dass ich die anderen, alle, nehme wie sie sind. Und wenn sie sich nicht bei mir bedanken, dann bin ich zuerst gefragt, nämlich ob ich sie liebe. Dieses Wort, diese Haltung von Jesus, seine ganze Forderung klingt fast nicht erfüllbar.

Dennoch ist es wichtig, sich ihr zu stellen. Denn im oben zitierten Abschnitt des Matthäus-Evangelium taucht auch ein Vers auf, der mich animiert, mich in Gelassenheit zu üben: …denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.

Die Kombination aus der Forderung Jesu, die Menschen, alle, zu lieben und der Gelassenheit, die zugleich hier aufscheint, hilft mir, diese Erfahrungen des Nichtdankes neu einzuordnen. Zumindest bin ich hier auf dem Weg.

Dann gibt es da noch etwas: auch wenn ich von Jesus aufgefordert werde, die Erwartung an Dank runter zu schrauben, heißt das nicht, dass ich nicht danken soll. Den anderen Menschen, aber vor allem Gott. Ich denke, dazu gibt es genügend Gelegenheiten.

Es lohnt sich, darüber nachzudenken.

2 Gedanken zu “Fehlender Dank – na, danke!

  1. Lieber Edgar,
    … das Bild von der eisernen, angefrosteten Gartenbank ist eine treffliche Ergänzung zu Deinen Gedanken. Eine gute Form von Danken und damit Wertschätzung zum Ausdruck bringen, scheint eine Tugend zu sein, die sich verliert … oder wieder mehr gelehrt werden darf.
    Ich hatte gerade ein Gespräch mit meiner Freundin, die einige Stunden Ihrer Zeit und viel Erfahrung einem jungen Menschen geschenkt hat und nicht mal einen Blumenstrauß dafür bekommen hat… Tschüss und weitergezogen. Schade.
    Ich nehm mich ZUMINDEST FÜR HEUTE Deine Gedanken zu Herzen und achte darauf achtsam zu sein. DANKE für Deine Inspiration, ich winke Dir und Christine einen lieben Gruß zu.

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