05/10/2023

talitha kumi – Erfahrung vom Auf(er)stehen

Eine Bibelstelle erzählt von einem jungen Mädchen. Sie ist sehr krank und ihr Vater Jairus bittet Jesus, zu ihr zu kommen. Bevor Jesus das tun kann, heilt er noch eine Frau, die unter Blutfluss litt. Und das Mädchen stirbt. Mit den Worten Talitha Kumi, “Mädchen ich sage dir: stehe auf!” erweckt Jesus sie aber wieder zum Leben und die Zwölfjährige kann umhergehen (Mk 5,21ff, Zum Nachlesen hier das Kapitel 5).

Was da geschieht, berührt mich sehr tief. Jesus spricht zwei Wörter und die Welt verändert sich – in einer Art und Weise und einem Ausmaß, das kaum erfassbar ist.

Es macht mich so nachdenklich, weil ich in den letzten zwei Jahren sehr viel mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Ich war oft an einem Punkt, an dem es scheinbar nicht mehr weiter ging. Das war vor allem der Fall in den vielen Monaten nach meinem Burnout, aber auch mein Fahrradunfall im Mai hat mir gezeigt, wie zerbrechlich das Leben sein kann. Erstes Krankenhaus zur Notversorgung, zweites Krankenhaus zur Operation, drittes Krankenhaus zur Reha… Und über Wochen aufgrund eines Fehlers im OP übermäßige Schmerzen.

Das Beitragsbild zeigt den Zustand meines rechten Oberarms nach der OP. Die ganzen Metallteile sind notwendig, um meinen Arm zu stabilisieren und dem Knochen die Gelegenheit zu geben, wieder adäquat zusammenzuwachsen.

Das ist das, was im Kern und im wahrsten Sinne des Wortes notwendig, Not wendend war, um mir auf Dauer Stabilität zu geben. Die Rehaklinik hat dann auf ihre ganz besondere und zugewandte Art und Weise dafür gesorgt, dass mir jetzt vieles wieder möglich ist.

Dort wird auf menschlich wunderbare Weise kranken und verletzten Menschen im Rahmen des Menschen möglichen und hoch professionell geholfen. Daher nenne ich sie hier auch: Es ist die Fachklinik Enzensberg in Hopfen am See. Ich bin vor ein paar Tagen dort entlassen worden und denke dankbar an sie zurück.

Hier arbeiten Fachleute professionell und menschlich, um zu helfen. Dennoch ist das ganze ein Prozess, ein Weg über viele Wochen, vielleicht viele Monate. Meine Erfahrung dabei zeigt mir: es geht aufwärts, ich komme wieder auf die Füße, es geht mir deutlich besser.

Und dabei geht es ja um die Arbeit am Menschen, am lebenden Menschen. Jesus spricht nur zwei Worte aus, Talitha kumi, und erweckt vom Tod.

Ich war gottseidank nicht tot. Aber viele haben in dieser schweren Zeit, die oft eine lebensferne Zeit war, zusammen gearbeitet, sind zu mir gestanden, haben mich ausgehalten und mir geholfen. Meine Frau und meine Söhne, Freunde und Freundinnen, Kollegen und Kolleginnen, meine Geschwister, meine Eltern… die Liste ist sehr lang. Sie alle waren und sind stabilisierend. Und sie ermöglichten mir das Wiederaufstehen.

Für mich ist in der Rehaklinik besonders deutlich geworden, dass das alles kein reines Menschenwerk ist. Hier hat Gott seine Finger im Spiel, auf gute, heilende und segnende Weise.

Ich spüre und ich weiß, dass ich mich von dieser langen Zeit des Niedergeschlagenseins, der Krise, langsam aber sicher verabschiede. Dass ich aufstehe und in gewisser Weise auch auferstehe. Meine Welt hat sich ebenfalls sehr stark verändert.

Die beim zwölfjährigen Mädchen bis ins Äußerste auf zwei Wörter konzentrierte und lebensspendende Zuwendung erlebe ich als Erfahrung über Monate und Jahre. In manchmal fast schon homöopathischen Dosen – deren Wirkung für mich übrigens ebenfalls erfahrbar ist.

Meinen Reiseblog habe ich versehen mit dem Untertitel “unterwegs im Leben”. Große Reisen – dafür war der Blog ursprünglich gedacht (und über Afrika, Brasilien und Schweden habe ich ja auch ausführlich berichtet) – sind im Moment nicht möglich. Und deswegen werde ich berichten von den kleinen und großen Abenteuern vor meiner Haustüre.

4 Gedanken zu “talitha kumi – Erfahrung vom Auf(er)stehen

  1. Lieber Edgar,
    willkommen zurück! Weiterhin gute Besserung und gute Erholung im Abenteuer daheim und vor der Haustür!
    Susanne Metz

  2. Lieber Edgar, so eine Freude von Dir zu lesen und Dich darin zu entdecken. Meinen Gruß schicke ich Dir in Deinen Garten, da seh ich Dich gerade (in meinen Gedanken) sitzen. Eine weitere gute und baldige Besserung und immer wieder eine kleine Freude wünsch ich Dir herzlich, die margit reich

  3. Liebe Margit, ich bin froh über deine Worte. Mir geht es von Tag zu Tag besser, auch wenn immer noch ein Weg vor mir liegt, bis ich wieder komplett fit bin. viele Grüße Edgar

Kommentare sind geschlossen.

%d Bloggern gefällt das: