05/10/2023

Zuckerbrot und Nadelstich

396 Meter ist er hoch: Pão de Açúcar

Wörtlich übersetzt „Brot aus Zucker” oder “Zuckerbrot“, im Deutschen Zuckerhut genannt – das ist einfach eine Formbeschreibung, genau wie im Englischen, da heißt der Berg nämlich Sugerloaf, “Zuckerlaib”.

Neben dem Corcovado mit seiner berühmten Christusstatue Cristo Redentor ist er das zweite weltweit bekannte Wahrzeichen von Rio.

Der Zuckerhut galt lange Zeit als unbesteigbar, was sich nach offiziellen, in diesem Fall britischen, Angaben 1817 mit der englischen Bergsteigerin Henrietta Carstairs änderte. Die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch, dass zuvor schon Einheimische oben waren.

Auch heute wird dort immer wieder geklettert.

Das haben die Briten jener Zeit wohl nicht so genau überprüfen oder darstellen wollen.

Jedenfalls hinterließ H. Carstairs ein Zeichen dort oben, das bei der Bevölkerung von Rio de Janeiro nicht so gut ankam: Nämlich den Union Jack, die britische Flagge. Das war ein ziemlich starker politischer Nadelstich, der auch ankam in Rio. Die Portugiesen waren 100 Jahre vorher, 1703, eine wirtschaftliche, politische und militärische Allianz mit England eingegangen, hatten sich damit aber gegen die verbündeten Länder Frankreich und Spanien gestellt und so war Portugal zum Kriegsschauplatz zwischen England und Frankreich geworden. Das hatte 1807 zur Besetzung Lissabons durch Napoleon geführt, und das portugiesische Königshaus hatte seinen Regierungssitz (!) von Lissabon nach Brasilien in die Stadt Rio de Janeiro, also in eine Kolonie verlagert- ein historisch einmaliges Ereignis. (Der Regierungssitz blieb in Rio bis 1821, und bereits 1822 wurde Brasilien unabhängig von Portugal.)

Schließlich konnten die Engländer mithilfe der Portugiesen die Franzosen schlagen und aus Portugal vertreiben. Portugal wurde zu dieser Zeit zwar von Rio de Janeiro aus regiert, stand aber als britisches Protektorat unter der Herrschaft der Engländer, was die Briten auch gerne und bei jeder Gelegenheit demonstrierten. Daher der Nadelstich auf dem Zuckerhut.

Erzählungen besagen, dass eine Unruhe in der Stadt entstand, die gleich am nächsten Tag einen patriotischen portugiesischen Soldaten motivierte, hochzuklettern, um den Union Jack gegen die damalige portugiesische Flagge auszutauschen. Was ja auch bedeutet, dass das Besteigen des Hügels für die Bevölkerung nicht so unmöglich gewesen war, wenn man es so spontan machen konnte. Auf jeden Fall kehrte in den Herzen der Bevölkerung wieder Frieden ein. Die Reaktion von Mrs. Carstairs ist nicht überliefert.

Wir nahmen die Seilbahn O Bondinho, deren Seiten vollverglast sind und meistens einen wunderbaren Blick auf Rio und die Christusstatue ermöglicht. Fotografieren aus der Seilbahn ist jedoch nicht ganz einfach und daher wartete ich bis zum Gipfel damit.

Leider war es ziemlich diesig und daher waren manche Fotos nicht so klar, wie ich mir das gewünscht hätte. Es war eine große Herausforderung, die Christusstatue (Christo Redentor, Christus der Erlöser) aus der Ferne zu fotografieren.

Hoffentlich bekomme ich bessere Bilder, wenn wir auf den Corcovado hinauffahren und dann direkt davor stehen werden. Aber immerhin ist es ein erster Eindruck.

Natürlich wird dort oben – Wetter hin oder her- viel fotografiert. Im Laufe des Tages wurde es dann besser.

Alberto sucht besondere Perspektiven

Suely nutzt mehrere Möglichkeiten, Bilder zu machen

Der Blick auf Rio ist ganz wunderbar. Ein paar Eindrücke:

Noch ein Versuch, die Statue etwas klarer zu fotografieren.
Ich liebe Panoramen.
Rio – ein Ausschnitt. Insgesamt leben hier 6,5 Millionen Menschen.
Das ist auch die Einflugschneise zu „unserem“ Flughafen.

Sie genießen den Moment.

Immer wieder finden sich hier solche kleinen Buchten.

Vom Zuckerhut ging es in die älteste Bäckerei von Rio.

Até breve – bis bald!

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