04/06/2023

Diakonentag in Bulawayo

Shona und Ndebele –das sind die beiden großen Völker hier in Simbabwe. 70 % der Bevölkerung sind Shona, 16 % Ndebele. Die beiden waren sich nicht immer grün. Es gab während der Aufstände bis zur Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich zwei verschiedene Befreiungsarmeen. Und auch in jüngerer Zeit gab es vereinzelte bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppierungen.Seit mehreren Jahren ist das Gott sei Dank nicht mehr der Fall. Aber die Auseinandersetzungen gehen auf politischer Ebene weiter. Jede Seite hat eine eigene Partei gegründet. Und auch vor der Kirche macht der weiter schwelende Konflikt nicht halt. Wir wollten einen Pfarrer besuchen, der aber auf einem Priesterjubiläum eingeladen war. Der assistent priest, also Kaplan, erzählte uns, dass er selbst nicht eingeladen sei – der Jubilar sei Shona, der Pfarrer auch, er selber aber Ndebele.

Seht, wie sie einander lieben…

Da hat es mir sehr gut getan, am Sonntag (14.8.) das kirchliche Gegenprogramm zu erleben.

Wir waren eingeladen beim Diakonentag der Diözese Bulawayo. 12 Ständige Diakone des Bistums (also alle), die meisten mit Ehefrauen, zusätzlich Christine und ich, standen im Mittelpunkt. Wir dabei ganz besonders. Besuch aus Germany! Große Aufregung bei den das Fest ausrichtenden Frauen.
Christine und ich wurden mehrfach irgendwo hingeschoben, wo wir sitzen oder stehen oder auch gar nicht sein sollten- die Frauen waren sich da sehr uneins.

Wir feierten einen Gottesdienst, der inklusive einer 40minütigen Predigt, Vermeldungen, Dankesreden, Präsentation der Diakone, Präsentation der Ehefrauen, Vorstellung des Diakonates, Geschenkübergaben und Tänzen junger Mädchen fast 3 Stunden dauerte. Hauptsprache im Gottesdienst war Englisch, die Lieder und Gebete wechselten zwischen Englisch, Shona und Ndebele ab. Ich hätte gerne viele Fotos gemacht, um die gute Stimmung auch so einzufangen. Aber das war völlig unmöglich, schließlich war ich liturgisch gekleidet im Altarraum mit dabei.

Bei der Predigt ging es ziemlich zur Sache. Der predigende Diakon Nkomo nahm dabei kein Blatt vor den Mund. Er sprach über das Böse in der Welt und brachte lauter Beispiele aus seinem Land. So arbeitet er als Busfahrer, schon seit vielen Jahrzehnten unfallfrei. Als es vor kurzem um die Erneuerung seiner Lizenz ging, ist er durch die Prüfung gefallen, weil er sich geweigert hat, das Bestechungsgeld zu bezahlen. Die Prüfung war nachweislich fehlerlos! Er sagt, dass er als Christ nicht anders handeln konnte. Nur so könne die Korruption irgendwann mal ein Ende finden.

Nach dem Gottesdienst sprach mich eine alte Frau an und erzählte mir, dass zwei ihrer Enkel in Deutschland leben. Leider konnte sie mir nichts weiteres sagen, z.B., wo die leben – ich vermute, dass sie dafür zu wenig englisch spricht. Und mein Ndebele beschränkt sich im Moment auf Siawona – vielen Dank. Was ich aber fleißig anwende! Man muss ja schließlich eine Fremdsprache auch sprechen, sonst lernt man ja nix.😊

Nach dem Essen hab ich die katholische Kirche in Deutschland vorgestellt und hatte dabei sehr aufmerksame Zuhörer.

Mehrere Kinder haben uns lange und ausgiebig bestaunt. Dass Menschen so seltsam aussehen können…

Mit einigen Diakonen bin ich ins Gespräch gekommen, sie sind an einem Austausch über den Diakonat sehr interessiert. Wir werden sehen, was sich daraus ergibt. Der Kaplan dort, Fr. Adrian CMM, gehört zu den Marianhiller Missionaren (für die Augsburger: Die waren z.B. bis 2014 für Maria Beinberg zuständig, sind auch in Reimlingen). Er wird am 24. September zur Seligsprechung von Pater Unzeitig in den Würzburger Dom kommen und will uns treffen. Pater Unzeitig ist im Frühjahr von Papst Franziskus zum Märtyrer ernannt worden; er war im Konzentrationslager Dachau für die Typhuskranken da, hat sie gepflegt und sie als Seelsorger begleitet und ist dann selber an Typhus kurz vor Kriegsende gestorben.

Heute, Montag, 15.8., war Ruhetag. Charles und Senzeni waren auf der Beerdigung von Senzenis Tante, und wir haben mal fünf gerade sein lassen. Irgendwann sind wir zum nächsten Supermarkt spaziert, der von einem eigenen Sicherheitsdienst bewacht wird. Das ist überhaupt in diesem Viertel so: Alle Häuser haben Mauern, Alarmanlagen, Stacheldraht auf den Mauern, Eisentore, z.T. auch Sicherheitsdienste. Die Einbruchsrate hier ist sehr hoch.

Die Datenleitungen fallen immer wieder aus, ich hatte heute mehrfach, aber immer nur für Sekunden Zugang zum Internet. Mal sehen, wann ich diesen Text online stellen kann.

Morgen fahren wir in den hohen Norden des Landes zum Lake Kariba. Das ist 800 km entfernt. Wir bleiben dort bis Donnerstagmorgen und sind Abends wieder hier. Die Online-Wahrscheinlichkeit sinkt da noch weiter ab. Daher schreibe ich euch noch kurz die weitere Planung auf:

Freitag steht ein Ausflug in die Geschichte Simbabwes an, nach Masvingo,  der ältesten dauerhaften Siedlung des Landes.

Samstag verabschieden wir uns dann von Simbabwe und unseren Freunden hier und fliegen über Johannesburg nach Nairobi.

Viele Grüße in das normalerweise sehr gut mit Internetzugängen versorgte Deutschland (oder wo auch immer Ihr das hier lest)!

Ein Gedanke zu “Diakonentag in Bulawayo

  1. Lieber Edgar,
    ich schicke Dir und Deiner Frau herzliche und (aus der Ferne) schwer beeindruckte Grüße aus Augsburg. Wirklich toll, wie/dass Du uns so auf Eure(r) Reise “mitnimmst”. Vergelt`s Gott dafür.
    Mit großem Interesse lese ich immer wieder Deine Berichte.
    Habt weiter eine schöne Zeit, passt gut auf Euch auf und kommt gesund wieder heim!
    Herzliche Grüße,
    Heidi

Kommentare sind geschlossen.

%d Bloggern gefällt das: