05/10/2023

30 Dollar

Afrika ist ein Kontinent, in dem Vegetarier einen schweren Stand haben.

Unsere Erfahrungen in den Hotels und Lodges zunächst in Südafrika, dann in Simbabwe, bestätigen diese Beschreibung aus den Reiseführern, die uns das selbe auch für Kenia vorhersagen. Überall wird Fleisch in übergroßen Mengen gegessen, wenn irgendwie möglich, dreimal am Tag.

Sechs oder sieben verschiedene Fleischgerichte gleichzeitig, zusätzlich mehrere Grillmöglichkeiten, haben wir mehrfach gerade in Südafrika vorgefunden. Die Auswahl an Gemüse oder Salat ist dem gegenüber eher bescheiden. Und wenn die Menschen hier in Simbabwe das Geld hätten, würden sie es genauso machen. Ein Abendessen ohne Fleisch geht aber auch so nicht. Christine hatte ein sehr leckeres Currygericht gekocht, bei dem es an nichts gefehlt hatte, außer Fleisch. Daher wurde  das Abendessen von unserer Gastgeberin in letzter Sekunde noch durch ein Beef Stew ergänzt (und gerettet).

Wenn nun jemand aus welchen Gründen auch immer, nehmen wir mal gesundheitliche, vegan essen will und muss, dann wird die Sache zur echten Herausforderung. Ein Gericht im Restaurant zu finden, das diesem Anspruch genügt, ist schon hohe Kunst. Die Kellner müssen z.B. davon überzeugt werden, dass das Essen, das sowieso kein Fleisch enthalten soll, nun auch noch ohne Käse, Milch, Sahne und Ei zubereitet werden soll. Das übersteigt zuweilen das Verständnis der Menschen hier. Und als kulinarisches Highlight immer nur Salz mit Fett und kleiner Kartoffelbeilage, sprich Pommes Frites, zu essen, ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Bei den Getränken ist das schon leichter, mit den schon früher genannten Abstrichen und Warnungen bei der Wasserqualität.


Allerdings hat die Coca-Cola-Werbung hier einen Haupttreffer gelandet.

Cola scheint hier eines der wichtigsten Getränke zu sein, so wie Zucker generell noch wichtiger zu sein scheint als bei uns. Wenn ich mir dann so anschaue, wie durchaus korpulent viele Afrikanerinnen sind, vor allem ältere, dann vermute ich ein rasantes Ansteigen von Bluthochdruck- und anderen Kreislaufproblemen, Diabetes und ähnlichen weniger lustigen Folgeerscheinungen. Da wäre doch neben einer ernährungsaufklärenden Maßnahme auch ein funktionierendes medizinisches System ganz sinnvoll. Nun, das letztere gibt es auch. Für die Reichen. Da gibt es Privatkliniken, in denen eine gute medizinische Versorgung stattfindet. Für die anderen steht dieser Weg nicht offen. Und zum Hausarzt zu gehen bedeutet, für jeden einzelnen Arztbesuch 30 $ Eigenanteil zu bezahlen. Das ist die eine Hälfte der Arztrechnung. Die andere übernimmt die Krankenkasse. Da aber diese 30 $ oft nicht vorhanden sind (vielleicht, weil sie bei Coca-Cola gelandet sind?) gehen die Menschen hier nicht so gerne zum Arzt.

Wenn wir dann noch mitbekommen, dass von einem bestimmten Junior Doctor bei einer Patientin mit extrem hohen (morgens 202 zu 99) und weiter steigendem Blutdruck und jeder Menge Nebenwirkungen generell einfach die Dosis des eh schon seit Jahren verschriebenen Medikamentes immer weiter und ohne adäquate Diagnostik erhöht wird, quasi auf Zuruf, statt vielleicht eines einer anderen Medikamentengruppe hinzuzunehmen, um die Nebenwirkungen insgesamt zu minimieren, lässt das die Ausbildung außerhalb der Privatkliniken sehr zweifelhaft aussehen.

Die Senior Doctors wiederum, also die alten Hasen, die das nötige Know-how haben, wandern alle der Reihe nach aus, um sich an einem Ort niederzulassen, an dem sie mehr Geld verdienen können.

Dass die Lebenserwartung hier nicht besonders hoch ist (2013 lag sie bei knapp 60 Jahren) und sich das auch absehbar nicht ändern wird, verwundert da nicht.

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