In der Klinikturnhalle, zusammen mit meiner Bewegungstherapeutin:
Sie möchte mir einen meditativen Tanzschritt beibringen, aber meine Beine machen mal wieder ihr eigenes Ding, sie tragen mich kaum, von tanzen kann keine Rede sein.
Ich bin wütend auf mich selbst. Seit Monaten habe ich nun schon diese Probleme mit den Beinen und wünsche mir so sehr, dass sich das bessert.
Die Therapeutin schaut mich an und fragt: “Was ist los?” Ich: “Ich bin wütend. So gerne würde ich mitmachen. Ich mag meditativen Tanz. Aber es geht nicht.” Darauf sie: “Wenn das eine nicht geht, dann machen Sie eben was anderes.”
Ich bin perplex. Wieso sollte ich etwas anderes machen, wenn ich mir doch gerade so intensiv wünsche, den Tanzschritt zu machen?
Die Therapeutin weist mich an, mich an der Kletterwand mit der linken Hand festzuhalten, damit ich stabiler stehen kann, schaltet klassische Musik an und fordert mich auf, mit der Rechten zu dirigieren.
Gut. Das mach ich und merke, dass ich zunächst den Viervierteltakt, wie in der vorberuflichen Musikfachausbildung gelernt, regelgerecht dirigiere. Sie macht alle meine Bewegungen nach und lächelt dazu. Dann werde ich kreativ und mache größere und kleinere Bewegungen und beziehe meinen Oberkörper mit ein.
Es fängt an, Spaß zu machen. Ich fange auch an zu lächeln.
Wie bitte? Gerade war ich doch noch wütend auf mich selbst gewesen und jetzt…
Der Satz “dann machen Sie eben was anderes” wurde zu einem Schlüsselsatz auf dem Weg zur Heilung.
Nur weil ich meine, ich müsste etwas tun, heißt das nicht, dass ich es auch tun kann. Und wenn ich es trotzdem versuche, gibt es die Gefahr der Überforderung.
Vielleicht gibt es ja gerade den einen oder anderen Menschen, der mir einen ganz kleinen Wegweiser aufstellt, was ich stattdessen tun könnte?
Manchmal anders leben. Ich mache die Erfahrung: Das führt weiter.
Türen sind verschlossen. Neue tun sich auf. Ist nicht nur ein Spruch. Gott sei dank.