05/10/2023

Freundschaft und Glaube – Gedanken in Småland

Im zweiten Kapitel des Markusevangeliums (Mk 2,1-12) wird erzählt, dass ein gelähmter Mann zu Jesus gebracht werden sollte, er wurde von vier Männern auf seiner Liege getragen. Da sich aber beim Haus in Kafarnaum sehr viele Menschen versammelt hatten, und es einfach kein Durchkommen gab, deckte man kurzerhand das Dach ab, schlug sogar die Decke durch und ließ den Mann auf der Liege zu Jesus hinunter. Der Mann wurde schließlich aufgrund des Glaubens seiner Träger (!) geheilt.

Dieses Ereignis geht mir seit Monaten nicht mehr aus dem Kopf. Ich bin durch eine Freundin darauf gestoßen worden, als ich noch sehr krank war.

Zum einen: Da nehmen vier Männer es auf sich, den Gelähmten zu tragen. Er hat keine andere Wahl, er kann sich nicht selber bewegen, schon gar nicht von Ort zu Ort.

Es kann schon schwer genug sein, zu versuchen, einem anderen das Gepäck abzunehmen, seine Bürde (mit-) zu tragen. Das gilt wörtlich wie auch im übertragenen Sinn. Ihn selbst aber zu tragen – das ist alleine wohl kaum möglich. Hier braucht es vier Männer, die zusammen helfen.

Ich durfte immer wieder erfahren, dass sich mit Bekanntwerden meiner Krankheit viele Menschen bei mir gemeldet haben, ihre Hilfe angeboten haben, mich manchmal buchstäblich mitgetragen haben, tagsüber und auch nachts, für mich oder mit mir einkaufen gingen oder Boten- und Fahrdienste übernommen haben und vieles mehr. Das alleine war und ist eine kostbare Erfahrung, die mich sehr geprägt hat.

In der Bibelstelle geht es aber noch weiter. Die Aktion mit dem Dach und der Decke kann man durchaus als radikale Maßnahme verstehen. Diese vier Männer bieten viel auf, um den Gelähmten zu Jesus zu bringen. Sie bringen ihn in seiner körperlichen und seelischen Dunkelheit zu Jesus und damit zum Licht und räumen alles weg, was da im Weg steht. Sie stehen mit ihrem Glauben und ihrer Motivation, ihrer Körperkraft und ihrem Mut ganz und gar ein für ihn.

Die Haltung, die dahinter steht, ist dieselbe, die ich auch bei meiner Familie, bei Freunden und Freundinnen, bei Kollegen und Kolleginnen und Seelsorgern erlebte und weiter erleben darf. Ganz radikal da zu sein, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, in den Dunkelheiten Licht zu sein, auf Jesus zu vertrauen, wo ich es (noch) nicht konnte. Und: Mich auszuhalten.

Ich weiß, dass sehr viel für mich gebetet wurde und gebetet wird. Dafür und für jedes Zeichen der Solidarität und christlichen Verbundenheit bin ich von Herzen dankbar.

Im Evangelium ist es der Glaube der Träger, der mitentscheidend ist für die Heilung des Gelähmten.

Danke für eure Freundschaft.

Danke für euren Glauben.

4 Gedanken zu “Freundschaft und Glaube – Gedanken in Småland

  1. Es ist schön dass vier Menschen bereit waren den Gelähmten zu tragen. In der Wirklichkeit sieht es leider oft anders aus. Dennoch ist Jesus für einen Gelähmten erreichbar. Nein, Jesus ist allgegenwärtig.

  2. Das sind ganz neue Erkenntnisse! – Weiterhin gute Besserung und alle guten Wünsche! Susanne

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