05/10/2023

Ankommen

Noch nie in meinem Leben habe ich von der Ankunft am Flughafen bis zum Bestimmungsort so lange gebraucht. Es waren bis auf 2 Stunden genau 14 Tage. Für eine Strecke von 27 km hab ich also etwa eine Geschwindigkeit von 81 cm pro Stunde geschafft. Eine Weinbergschnecke schafft 420 cm pro Stunde. Da gehöre ich doch ins Guinness-Buch der Rekorde? 😇

Am Sonntag um kurz vor 7 Uhr war es endlich so weit, dass wir unser Zimmer verlassen durften und mit dem Bus nach Seoul Innenstadt gebracht wurden. Es gab keinen sehnsuchtsvollen Blick zurück auf das Hotel.

Am Express Bus Terminal wurden wir von Herrn Jelonek abgeholt. Diese Fahrt war sehr fröhlich! Wir wurden zu einem opulenten Frühstück in die Wohnung von Bruder Benedikt gebracht. Mir hat selten ein Frühstück so gut geschmeckt. Es war wie nach einer durchwachten Osternacht im Anschluss an die Osternachtfeier: Glücklich, staunend, froh. Wir haben das sehr genossen. Vor allem den Obstsalat- in der Quarantäne stand ja das Essen von frischem Obst meistens unter Höchststrafe.

Familie Jelonek hatte übrigens am Vortag für uns Gemüse eingekauft. Wir werden hier rundum verwöhnt.

Im anschließenden Gottesdienst in der Kirche der Catholic International Church fand sich eine -wegen Corona- kleine Gemeinde zusammen. Wir haben das Leben und Jesus Christus gefeiert. Ich habe mich so sehr gefreut- über die Musik, über die Menschen, über das gemeinsame Gebet, einfach über das Dasein. Im Pfarrsaal wurden wir von Herrn Behringer herzlich willkommen geheißen. Wir haben gemeinsam gelacht und gegessen und geredet. Eine wunderbare Erfahrung von christlicher Gemeinschaft. Herr Han hat uns die interessante Chronik der Gemeinde überreicht, die 2016 zum 30jährigen Bestehen erstellt worden war. Wir lesen und hören und erfahren hier viel Gutes aus der Gemeinde und über sie.

Nach diesem Treffen hab ich meinen Kalender zu Hilfe genommen und Termine eingetragen, um den Überblick zu behalten, so viele herzliche Einladungen, informative Gespräche, Gottesdienste, Glaubensgespräche und weitere interessante Begegnungen stehen jetzt an. Es erfüllt uns mit großer Dankbarkeit, dass wir schon jetzt -ein Jahr vor Beginn unseres Dienstes- so willkommen sind.

Zwischendurch sind wir kurz dem (italienischen) Pfarrer der International Catholic Parish, P. Giancarlo Faldani, und Schwester Cäcilie begegnet, die dafür sorgen, dass das Miteinander von 6 Sprachgruppen (Koreanisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Deutsch) gelingt. Eine Begegnung mit Herz.

Nach einem sehr leckeren koreanischen Essen (Bibimbap, ein Reis-Gemüse-Fisch-Gericht) in kleinem Kreis sind wir dann in das AirBnB-Zimmer von Lioba gezogen, die natürlich auch zur Gemeinde gehört und eine bewährte Gastgeberin ist. Das Zimmer ist klein und gut und typisch koreanisch. Im Bad gibt es eine Dusche, mit der man den ganzen Raum unter Wasser setzt, weil es keinen eigenen Duschbereich gibt. So ist das hier. Koreaner fühlen sich wohl dabei, wenn es viel Wasser gibt, überall im Bad. Aber das stört nicht, es ist ja Sommer.

Abends gab es einen weiteren Gottesdienst, diesmal im Pfarrsaal als Gruppenmesse im kleinen Kreis. In ganz besonderer, eigener und berührender Atmosphäre haben wir im Predigtgespräch die Lesungen mit unserem Leben verknüpft. Danach gab es bei Essen und Wein oder Bier viele gute Gespräche. Auf dem Heimweg gab es erste Eindrücke von Seoul bei Nacht.

Montag Vormittag trafen wir uns mit Frau Dr. In-Ah Shin, einer Soziologin und Expertin für interkulturelle deutsch-koreanische Beratung, die in Göttingen promoviert wurde. Sie gab uns bei einem kurzweiligen Gespräch bei Br. Benedikt und anschließend bei einer Wanderung durch den Namsan-Park erste Einblicke in die koreanische Mentalität und die kulturellen Eigenheiten im Vergleich zu Deutschland. Bei einem sehr leckeren Essen beschlossen wir, im guten Austausch zu bleiben. Vielen Dank für die Anregungen zum Weiterdenken.

Montagabend folgte eine Einladung bei Faustina zum Essen, die mit ihrer Familie schon andere Auslandsgemeinden kennen gelernt hat, z.B. in Shanghai, und eine der vielen Säulen der Gemeinde in Seoul ist. Sie präsentierte uns ein viergängiges Menü, das wir in fröhlicher Runde sehr genossen haben. Herzlichen Dank für diesen Abend!

Das Beitragsbild zeigt die Bushaltestelle in der Nähe unserer Unterkunft. Wir fahren abwechselnd Bus und Taxi, beides sehr viel billiger als in Deutschland. Das Metronetz werden wir demnächst erkunden. Für Bus und Bahn und Taxi gibt es eigene Apps, die kundenfreundlich gestaltet sind. Man muss nur ab und zu etwas Koreanisch können 🙈

Ein neuer Tag beginnt. Es ist 6 Uhr morgens. 21 Grad, sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Es werden heute vielleicht 24 Grad. 

 

2 Gedanken zu “Ankommen

  1. Hallo Ihr Lieben
    Gott sei Dank Ihr seid endlich angekommen.
    Viele Grüße auch an Br. Benedikt.
    Wir verfolgen voller Interesse und Freude Euren Weg.
    Liebe Grüße Anita u. Rudolf

Kommentare sind geschlossen.

%d Bloggern gefällt das: