05/10/2023

Schnupperkurs in Korea

Eine Fülle von Eindrücken, Begegnungen und Erfahrungen der letzten 10 Tage geht mir durch den Kopf, während wir die Koffer packen. Morgen ist Rückflug, und wir werden reich beschenkt in Deutschland ankommen. Wir wurden überall herzlich willkommen geheißen. Mehrfach waren wir bei Gemeindemitgliedern zu Hause eingeladen und wurden sehr lecker bekocht. Wir waren zum Beispiel bei Familie Seliger (herzlichen Dank für einen Abend, an dem wir uns sehr wohlgefühlt haben!). Anna-Elisabeth, die Kunstgeschichte studiert hat und selber traditionell koreanisch malt, führte uns ein wenig ein in das Motiv des Tigers in der koreanischen Kunst.

Immer wieder durften wir die Vielfalt der koreanischen Küche kennen lernen. Den Gebrauch von Essstäbchen muss ich allerdings noch üben. Ich bin daher dankbar, dass manche Gerichte, wie zum Beispiel Bibimbap, auch mit Löffel gegessen werden dürfen. Und natürlich wird auf mich auch in Restaurants Rücksicht genommen; wenn ich eine Gabel möchte, bekomme ich sie auch.

große Vorräte von Kimchi in einem Tempelbereich

 

Das national sehr beliebte Gericht Kimchi (fermentiertes Gemüse mit koreanischen Gewürzen) begegnete uns dabei in den unterschiedlichsten Varianten; eine leckerer als die andere.

 

Ein besonders intensives Erlebnis hatten wir auf einem riesigen Markt, dessen Ausmaße wir nicht sehen konnten und der wirklich alles an Gemüse und Fleisch aufbot, was man sich so vorstellt oder auch eben nicht vorstellen kann. Dass es hier auch Hundefleisch zu kaufen gab, erzähle ich mal eher nicht. Einige Bilder hab ich mitgebracht, die viel schönere Produkte und Naturalien zeigen. Christine hat schon entschieden, dass sie dort immer wieder hinkommen möchte. Leider bietet mein Blog keine Möglichkeit, Gerüche zu übertragen, die muss man sich daher dazu denken…

 

Ein Blick auf Nordkorea
Jan und Christine
10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt

Jan Jelonek machte mit uns einen Ausflug auf die Insel Ganghwa. Wir besuchten zunächst eine Grenzanlage mit Blick auf Nordkorea und eine Gedenkstätte für die aus sehr vielen Ländern stammenden gefallenen Soldaten des  Koreakrieges. Eine alte koreanische Wehranlage schloss sich an. Dann bekamen wir einen Eindruck von koreanischer Hausbauweise, gingen einen Kreuzweg und besichtigten eine Kirche. Außerdem aßen wir auf dem Boden sitzend zu Mittag.

 

 

 

 

 

 

Der Tag fand seinen Abschluss mit einem Besuch in einem sehr gemütlichen Café. Danke, Jan, für diesen besonderen Tag!

Wir waren zu Gast bei Kardinal Andrew, der sich interessiert nach Augsburg als Stadt der Ökumene erkundigt hat und mich quasi zum interreligiösen Dialog beauftragt hat, und wurden anschließend von Weihbischof Timotheus, der gedolmetscht hatte, zum Essen eingeladen. “Nur ein einfaches Essen”, so seine Worte… Es war dann ein einfaches Essen mit 8 Gängen in einem exquisiten koreanischen Restaurant. Wir haben uns sehr gut verstanden und er freut sich auf die Zusammenarbeit. Weihbischof Timotheus hat 1998 (zeitgleich mit mir, nur war ich damals in Augsburg) in Frankfurt promoviert, und zwar über ein sozialethisches Thema, das heute nicht weniger wichtig geworden ist: “Eine globale Umweltbewegung? Die Kirchen im konziliaren Prozess”. Eine Kollegin aus der Notfallseelsorge, die an der Uni Augsburg arbeitet, hatte mir dieses Buch noch per Fernleihe besorgt und eingescannt nach Korea geschickt, so dass ich es während der Quarantäne lesen konnte. Vielen Dank Dr. Nicole Rüttgers, für deine großartige Hilfe!

In der Gemeinde nahmen wir u.a. an einem Glaubensgespräch teil, das sich mit dem 10. Kapitel des  Markusevangeliums beschäftigte – in sehr kleinem Kreis, wegen Corona, aber in einem Raum!

 

Das Gespräch mit Frau Pfarrerin Mi-Hwa Kong war brückenbauend – in einem Bereich, der uns am Herzen liegt, nämlich der Ökumene. Mi-Hwa ist im 5. Jahr Pfarrerin der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Seoul und konnte mit ihrer Erfahrung viel erklären und erzählen. Wir saßen wieder einmal mit großen Ohren da und haben viel gelernt. Beide, die  deutschsprachige katholische und die deutschsprachige evangelische Gemeinde hier, sind sehr klein und haben ein gutes Potenzial, gemeinsam Zeichen zu setzen als Christen in einer zum großen Teil atheistischen oder buddhistischen Umgebung. Wir haben leider vergessen, ein Foto zu machen. Das wird dann mal nachgeholt. Vielen Dank, liebe Mi-Hwa, für eine sehr gute und angenehme Begegnung.

Einen sehr schönen Ausflug in den Norden der Stadt ermöglichte uns Norbert Behringer. Er führte uns zunächst in ein typisches (neu aufgebautes) koreanisches Hanok-Dorf, damit wir einen Eindruck von dieser Bauweise bekamen.

Schließlich sehen wir sonst meistens Hochhäuser. Dann besuchten wir noch zwei buddhistische Tempel. Ein paar Eindrücke:

 

Hier gäbe es unendlich viel zu berichten. Das verschiebe ich aber auf später. Zwei Bilder hab ich noch von diesem Tag: wir essen hier viel und immer wieder und dann ausgiebig, aber manchmal trinken wir auch einfach Tee… Und wir bewegen uns. Ein bisschen.

Und als Beweis hier das Video dazu. Kurz, aber aussagekräftig! Bitte Ton an.

Vielen Dank Norbert Behringer für einen wunderschönen und informativen Tag, der von deiner Frau Sung-Aeh mit einem mitgegebenen Picknick abgerundet wurde.

Mit dem Schulleiter der deutschen Schule, Robert Lengler, gab es ebenfalls ein gutes Gespräch. Der Religionsunterricht wird künftig in den meisten Klassen als Wahlunterricht zu Ethik angeboten. Wir werden sehen, welche Projekte sich daraus ergeben, vor allem in den Schnittmengen von Ethik und Religion.

Am Sonntag habe ich in beiden Messen gepredigt. Abends gab es ein evangelisch-katholisches Online-Treffen mit einer aufschlussreichen Diskussion über die 10 Gebote.

Deutsche Botschaft im 8. Stock

Der stellvertretende deutsche Botschafter, Peter Winkler lud uns zum Essen ein – diesmal westlich, ich aß Pizza – und auch hier war das große Interesse an der Kooperation mit der deutschsprachigen Gemeinde spürbar. Der Botschafter Michael Reiffenstuel war auf Reisen, sonst hätte er uns auch begrüßt.

nach 10 Stunden stoppte die Blutung endlich

Als ich dann vorgestern mit diesem Blogeintrag beginnen wollte, gab es leider einen kleinen Unfall. Christine hatte sich beim Möhrenschneiden so tief in den Fingernagel geschnitten, dass wir mit dem Taxi ins Krankenhaus mussten. Der Taxifahrer konnte aber das von uns ausgesuchte Krankenhaus (in der Nähe des Pfarrzentrums, es gibt es tatsächlich!) nicht in seinem Navi finden (???), und die Verständigung war ziemlich schwierig, so dass er uns in ein anderes brachte, das deutlich weiter weg war, wo wir dann von 19 bis morgens um 4 Uhr das koreanische emergency system kennen lernten, weil die Blutung sich so lange nicht stillen ließ. Die medizinische Versorgung war gut! Im Warteraum der Notaufnahme geht es aber etwas anders zu als bei uns: Da wird vor allen Augen geimpft und Blut abgenommen, Medizin verabreicht und jeder Dritte bekommt dort eine Infusion. Es gibt nur Stühle, und vor allem alte Menschen tun sich sehr schwer, dort stundenlang auszuhalten. Sehr schön war es aber zu sehen, dass alle Kranken von Familienangehörigen versorgt wurden mit Decken und Getränken und Zuwendung. Ein Kranker lag aber auch auf dem Boden; er konnte nicht mehr sitzen und wurde dort stundenlang zwar immer wieder versorgt, aber eben nicht in ein Krankenzimmer gebracht. Das geschah dann erst am frühen Morgen.

Kleine wichtige Erfahrung am Rande: Meine Kreditkarte wurde nicht akzeptiert. Sicherheitshalber war Bruder Benedikt die ganze Nacht telefonisch erreichbar, um uns ggf. mit Bargeld zu versorgen, aber die knapp 560.000 Won (405 Euro) für die Behandlung von Christines Finger hatte ich dann doch dabei. Etwas übermüdet mussten wir dann nach nur wenigen Stunden Schlaf gestern zur Nachkontrolle und dabei sehr lange warten. Die gute Nachricht: Der Knochen ist nicht verletzt und Schmerzen hat sie auch keine mehr. Wir haben uns in einer Apotheke mit Verbandsmaterial und Betaisodona eingedeckt, und sie wird zudem antibiotisch behandelt. Da dürfte nichts mehr schief gehen.

Heute Abend waren wir noch einmal bei Bruder Benedikt zum Abschlussessen und -gespräch eingeladen. Wir sind ihm sehr dankbar. Er ist ein wunderbarer Wegbereiter und Begleiter. Wir könnten uns sehr gut vorstellen, hier mit ihm zusammen zu arbeiten.

Ein Blick zurück, bevor wir in den Bus zur Unterkunft gestiegen sind:

Hier steht (so ungefähr, wir lernen ja noch…😊):
Konvent des Franziskanerordens
Franziskanisches Bildungshaus
Katholische Kirche
Internationale Pfarrei
Kirche des Franziskanerordens

Noch eine Erinnerung: Vor ein paar Tagen konnten wir mal ein ganz kleinen Teil von Seoul von oben anschauen:

Ich schließe mit einem Foto der koreanischen Nationalblume Mugunghwa (Hibiscus syriacus/ Straucheibisch). Sie ist sehr beliebt und bewundert. Und am Ende dieser Reise ist sie auch ein gutes Symbol für so viele gute Erfahrungen. Wir sind sehr dankbar dafür.  안녕하세요   대한민국   – Auf Wiedersehen, Südkorea!

 

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