Wir sind zurück in Deutschland. Völlig übermüdet, aber glücklich und mit noch unübersehbar vielen Eindrücken kamen wir in Augsburg an. Das braucht Zeit, und die nehmen wir uns auch.
Gestern hab ich nach dem Heimkommen nachmittags hauptsächlich gar nichts getan und bin am späten Nachmittag schlafen gegangen.
Nach den Aufregungen um die sehr sehr späte Ankunft am Flughafen und der Hektik beim Einchecken in Nairobi und nach dem schlaflosen Nachtflug nach Dubai kamen wir dort quasi ferngesteuert an. Die vier Stunden Wartezeit in Dubai haben wir irgendwie geschafft. Das war aber sehr anstrengend, da wir dringend ein Bett gebraucht hätten. Weiter nach München zu fliegen ging dann auch irgendwie, aber auch in diesem Fluzeug konnten wir nicht schlafen.
Jetzt fange ich langsam wieder an, klar zu denken.
Die Reise ist zu Ende. Rein technisch gesehen. Und mir gehen Zahlen, Fakten und Bilder durch den Kopf:
2 Personen waren 30 Reisetage unterwegs
in vier Ländern: Vereinigte Arabische Emirate, Südafrika, Simbabwe, Kenia (und fast in Sambia. Das Schiff auf dem Sambesi hätte nur auf der anderen Seite des Flusses anlegen müssen. Aber die Gesetze dort sind sehr sehr streng. Und so ganz ohne Visum… Ach ja: Außerdem noch fast in Tansania. Der Kilimandscharo sei quasi um die Ecke, meinte Student Erasto. Er muss es wissen, sein Elternhaus ist dort. Ob ich nicht eben mal mitkommen möchte?)
über 23300 Flugkilometer in 7 Flugzeugen
über 4000 Autokilometer in 15 Autos
die am negativsten eingeprägte Fahrt war in einem Kleinbus mit 10 Sitzen und 16 Mitfahrern
die anstrengendste Fahrt war die von Bulawayo nach Kariba: fast 600 km in 9 Stunden zwar ganz ohne Stau, aber teilweise auf Straßen, die bei uns nicht mal als Forstwege freigegeben wären
der längste Einzelflug war der von Dubai nach Johannesburg, fast 9 Stunden nonstop
das war gleichzeitig auch der größte Klima- und Temperaturwechsel: von 42 auf 2 Grad Celsius
höchst unangenehm war der Anfang des Fluges von Johannesburg nach Bulawayo, wo eine Stewardess den Passagierbereich des Flugzeugs nach dem Start mit Insektenschutzmittel eingesprüht hat. Das haben wir danach schon noch ein paar mal erlebt, aber hier waren wir unvorbereitet gewesen
der ökologisch unsinnigste Flug war der von Bulawayo nach Süden, Johannesburg, um nach Norden, Nairobi, zu kommen
Nicht stattgefunden hat der Flug von Masai Mara nach Nairobi (das war ein Scherz: Auf der Anfahrt kündigte der Fahrer, Duncan, uns eine afrikanische Massage an. Und die Fahrt fand tatsächlich auf dem letzten Drittel auf Wegen statt, die kaum zu Fuß hätten bewältigt werden können. Wir wurden 90 Minuten kräftigst durchgeschüttelt (afrikanische Massage), obwohl die Höchstgeschwindigkeit nicht höher als 15 km/h war. Als ich dann vor Ort heraus gefunden hatte, dass es auch Flüge der Kenian Airlines von Nairobi in das Reservat gibt (wir haben ein Flugzeug dort in der Wildnis starten sehen), war für mich klar, wie ich wieder zurück nach Nairobi komme…)
1 Schiff hat uns mitgenommen (auf dem Sambesi)
übernachtet wurde in zwei Flugzeugen, 6 Hotels, einem Zeltlager, 1 Pfarrhaus und 2 Privathaushalten
wir haben in Dollar, Euro, Dirham, Rand und Kenianischen Schilling sowie mit Kreditkarten bezahlt
mein größtes Bett war 1,40 m breit, 2,00 m lang, ich lag alleine auf der Boxspringmatratze und hatte mehrere eigene Decken, die von der Größe her für uns beide mehr als gereicht hätten
mein kleinstes Bett war 1,20 m breit, 1,85 m lang, wir lagen gemeinsam darin, (fast) nur auf Metallfederung, die ich irgendwie immer noch spüre, und hatten dabei eine einzige Decke, die für mich alleine nicht gereicht hätte
wir hatten von warmer Dusche bis gar kein fließendes Wasser und von sehr sauber bis sehr viele lebende und tote Insekten im Bad alle möglichen Übernachtungskategorien
mein Reisepass wurde insgesamt fast 80 mal kontrolliert
zusätzlich haben wir über 60 Polizeikontrollen (in Simbabwe) passiert, dazu nicht gezählte Polizei-und Securitykontrollen inkl. Taschendurchsuchungen und elektronischer Durchleuchtung und Abtastung auf der ganzen Reise: auf der Straße, an Einkaufszentren, Museen, Kirchen, weiteren öffentlichen Gebäuden und natürlich vor, an und in Flughäfen
die nervigste Einreise war die nach Simbabwe, wo wir trotz bestehendem Visum noch viele weitere bürokratische Formulare ausfüllen und Fragen beantworten mussten, bis hin zur Frage nach der genauen Adresse unseres Gastgebers, und wo innerhalb von 2 Minuten 3 Leute unseren Pass kontrolliert haben, die einander auch noch sehen konnten und außer der Passkontrolle nichts weiter gemacht oder gefragt haben
die lustigste Einreise war die nach Kenia, wo wir beim Zoll gefragt wurden, woher wir denn gerade kommen. Hintergrund der Frage war, was wir denn dort an Waren hätten eingekauft haben können. Als wir antworteten: Aus Simbabwe, schob der Officer uns lachend aus dem Zollbereich wieder raus, nach dem Motto: Die können dort gar nichts eingekauft haben, weil es dort gar nichts gibt…
Ich weiß nicht mehr, wie oft meine Fingerabdrücke eingescannt worden sind. Aber ich weiß jetzt genau, was ich zu tun hab…
die Zahl der Fotos, die ich gemacht habe, geht in die Tausende. Das muss erst mal gesichtet werden… Darüber wird später zu berichten sein…
Fototechnisch gibt es aber zu erzählen, dass ein Teleobjektiv mit 300 mm effektiver Brennweite auf einer Safari nicht zufrieden stellt. Manchmal sind die Tiere einfach zu weit weg… Empfehlung an alle, die jetzt eine Safari planen: 400 mm wären wirklich gut gewesen, und 500 mm traumhaft vom Effekt und je nach Hersteller und Qualität alptraumhaft vom Preis her. Das andere Objektiv mit effektiv 27-202,5 mm war für die weiteren Fotos voll ausreichend.
Ich bin aber froh über meine sechs Akkus für die Kamera. Denn einmal hab ich drei Akkus an einem Tag und zwei am nächsten Tag verbraucht. Und wenn dann kein Strom da ist zum wieder Aufladen, ist die Freude über den sechsten Akku groß…
Meine Kamera muss dringend grundgereingt werden. Ich habe zwar zwischendurch mein Möglichstes getan, aber der afrikanische Staub sitzt überall drin. Ich werde mal im Fotogeschäft nachfragen.
Es ging nichts kaputt, was wir mitgenommen haben. Der Zustand der Koffer in Johannesburg nach dem Flug von Dubai war besorgniserregend (die waren richtig verbeult), aber die Koffer-Verkäuferin in Augsburg hatte Recht gehabt mit ihrem Verkaufsargument, dass sich das Material selbst bei großer Belastung wieder selbst ausdehnt. Und meine verbogene Brille, die es mir übelgenommen hatte, dass ich mich im wegen Stromausfalls dunklen Zelt auf sie gesetzt hatte, konnte beim Optiker in Nairobi wieder gerichtet werden.
Die Zahl der Tiere, die wir gesehen haben, wurde übrigens nicht erfasst😊
Wir haben uns mit Menschen unterhalten, die alle zusammen mindestens folgende Sprachen sprechen: Deutsch, Arabisch, Französisch, Spanisch, Polnisch, Zulu, Afrikaans, Xhsosa, Sindebele, Shona, Tonga, Kisuaheli, Kikamba, Luo, Krobo, Dangme, afrikanisches Englisch, indisches Englisch, amerikanisches Englisch, Englisch unklarer Herkunft, und schließlich: uns nicht bekannte Sprache (sprachlos über Menschen mit heller Hautfarbe staunende Kinder und Jugendliche, die auch auf unsere Kontaktversuche hin nicht gesprochen haben. Übrigens war vorgestern in Kenia Schulbeginn. Die jungen Leute haben bestimmt von uns erzählt…)
Mehrere Personen wollten uns auf Dauer in Afrika behalten. Darunter waren ein Theologiestudent am Tangaza College, der sich für den Ständigen Diakonat interessiert, ein Diakon in Bulawayo, der an der Arbeit der Notfallseelsorge großen Anteil genommen hat und eine Frau in Nairobi, die fast nur Suaheli spricht, und wollte, dass ich Suaheli lerne und dann dort bleibe. Von Christine war keine Rede…
Wir haben etliche Einladungen zum (erneuten) Besuch nach Südafrika, Simbabwe, Kenia, Ghana und Tansania bekommen
einige haben versucht, sich bei uns einzuladen unter der selbstverständlichen Voraussetzung, dass wir sämtliche Kosten übernehmen
Und:
Es gab nur 20 Familien und Einzelpersonen, denen wir die Adresse des Reiseblogs gegeben hatten, aber bisher über 1700 Zugriffe auf den Blog. Ich freue mich sehr über das große Interesse und die vielen Rückmeldungen!
Und ich freue mich auf alle Begegnungen mit euch jetzt nach der Reise.
Viele Grüße aus Augsburg und bis bald!
Willkommen zurück !
Und natürlich: Irgendwie seit Ihr körperlich in Augsburg…… aber der Rest wird wohl Stück für Stück “nachkommen”. Beeindruckende Zahlen und Erlebnisse.
LG
Michi
Lieber Michi,
vielen Dank!
Du hast Recht – der Rest kommt nach. Aber das ist ja auch was ganz schönes. Die vielen Fotos und die inneren Bilder ergänzen sich und sind ein großer Schatz.
Bid bald!
Edgar
Habe immer mal wieder reingelesen in deine Berichte: Danke für die Bilder und Schilderungen. Ich finde Parallelen zu dem, was ich in Tansania erlebt habe. Du fasst die Erlebnisse so gut und treffend in Worte!
Liebe Grüße! Edith