05/10/2023

immer wieder 8115 

Mihak, der Mann, der uns heute nach Johannesburg und Soweto gebracht hat, ist offensichtlich ANC-Anhänger. Er hat uns viel erzählt, vor allem aber betont, wie gut die Arbeit der Regierung  Südafrikas ist und wie hart die da oben arbeiten. Als er auf die Wahlen zu sprechen kam (hier redet wirklich jeder darüber!), erwähnte ich beiläufig, dass ja in Pretoria die Democratic Alliance gewonnen habe… Das Gespräch geriet daraufhin kurz ins Stocken…

Aber dann haben wir uns stundenlang mit dem Problem der Apartheid beschäftigt. Es ist ja nicht so, dass mit der Abschaffung  Anfang der 90er Jahre plötzlich alle Menschen hier anders denken würden.

Wir waren im Apartheidsmuseum. Unsere Eintrittskarten sprachen eine eigene Sprache.


Christine musste durch den einen Eingang gehen- sie wurde einfach mal als nie-blankes eingeordnet – und ich durch den anderen. Durch ein langes Gitter getrennt konnten wir uns zwar sehen und sprechen, aber mehr auch nicht.

Keine Sorge, wir sind inzwischen wieder zusammen. Aber die zwei Stunden im Museum waren sehr intensiv.

Dieses Bild findet man vor der Gefängnismauer, hinter der er 24 Jahre eingesperrt war.


Entscheidend scheint mir zu sein, dass Nelson Mandela den Weg aufgezeigt hat – einen mutigen Weg des Friedens und der Versöhnung und vor allem der Gleichheit aller Menschen. Dieser Weg sollte weitergegangen werden. Und da tun die vielen Diskussionen im Land, die gerade wegen der Wahlen stattfinden, ganz gut.

Wir hatten uns vorher Mandelas Haus angeschaut.


Vielleicht verwundert euch dieses Bild ein wenig. Es zeigt mehrere Einschusslöcher. Die Erklärung hierzu zunächst auf Englisch. Es geht um Winni Mandela, seine Exfrau.

Auf den Punkt gebracht: Auf dieser Tafel wird ein ganz kleiner Teil der Repressionen geschildert, die die Familie aushalten musste. So wurde unter anderem von der Polizei auf das Wohnhaus geschossen, die Fenster eingeschlagen, die Tür zerstört-  einfach weil sich Winni Mandela zu sehr auf die Seite der Entrechteten geschlagen hatte.
Die Zahl 8115 ist die Hausnummer und steht hier für Widerstand, Frieden, Neubeginn… und vieles mehr. 8115 wird einfach immer wieder zusammen mit Mandela gedacht und geschrieben.


Das ist eines der zahlreichen Denkmäler von Nelson Mandela.

Und alle Fortschritte, die im Land gemacht wurden, dürfen nicht über die knallharte Realität hinwegtäuschen. Es gibt noch sehr viele sehr unmögliche Lebensbedingungen…

… die Verantwortung hierfür liegt natürlich nicht nur, aber auch bei der Provinzregierung (ANC).

Wir verabschieden uns aus einem Land, das uns reich beschenkt und zugleich sehr zum Nachdenken gebracht hat.

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