25/04/2024

Ankommen und Entdecken

Seoul, Südkorea, 16. September 2022. Der neue Leiter der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Südkorea mit Sitz in Seoul,  begleitet und unterstützt durch seine Frau Christine, macht seine ersten Gehversuche und taucht ein in eine Welt voller Überraschungen, kultureller Kostbarkeiten, historischer Prägungen und kostbarer Begegnungen.

So könnte vielleicht eine kurze Pressemitteilung über mich/uns aussehen – wenn es sie denn gäbe.

Immer mehr Kontakte entstehen oder werden – aus dem Besuch im letzten Jahr hier – neu belebt. Die ersten deutschsprachigen Gottesdienste sind mitgestaltet, zwei französische Gottesdienste mitgefeiert, und ich habe das Gefühl, in kleinen Schritten langsam vertraut zu werden mit den liturgischen Gegebenheiten.

Die Kultur hier in Asien und besonders vor Ort in Korea verlangt zu Recht ein intensives Lernen und Anpassen. Ein befreundeter Auslandsseelsorger mit viel Erfahrung sagte zu mir: Edgar, du brauchst ein Jahr, um anzukommen. Ich gebe zu, dass ich diese Aussage erst ganz langsam beginne zu begreifen in ihrer tiefen Bedeutung. Wir sind gerade mal zweieinhalb Wochen hier, und dafür haben wir schon eine Menge erreicht und organisiert. Zum Beispiel waren wir zum Möbelkauf bei IKEA. Drei Tage später räumten wir einen Teil des Wohnzimmers aus und es wurden neue Sofas aufgebaut. Für Insider: Natürlich blaue Sofas – ein bisschen Sehnsucht nach unseren früheren Sofas hatten wir nämlich schon noch.

Wohnzimmer vorher…

… und nachher 😉

 

 

 

 

 

Es handelt sich übrigens um richtig lange, ausziehbare Schlafsofas, auf denen wir gerne Gäste unterbringen – egal welche Körpergröße diese haben 🙂 Grüße gehen unter anderem nach Mönchengladbach.

Am letzten Wochenende war das große Erntedankfest, Chuseok genannt (in der Umschrift wird die Buchstabenkombination ~eo~ als offenes O ausgesprochen wie das o wie in offen).  Wir haben einen Ausflug zu einem Palast gemacht.

Das Bild zeigt den Eingangsbereich des Changgyeonggung Palastes, der vor über 800 Jahren
von König Sejong für seinen Vater König Taejong gebaut wurde. Dieser Palast, der dann nach
und nach erweitert wurde, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Eigene Häuser für
Konkubinen, Prinzessinnen und Personal wurden gebaut. Gärten und ganze Parks
entstanden und der ganze Bereich entwickelte sich zu einer wunderbaren Anlage, bis 1592,
während der japanischen Invasion, das alles niedergebrannt wurde. 1616 wieder aufgebaut
und erweitert war die Anlage für mehrere Jahrhunderte ein besonderer Platz für die
Koreaner, bis zwischen 1910 und 1945 (Besetzung Koreas durch Japan) der ganze Bereich
bewusst entwertet wurde, in dem daraus ein Zoo und ein botanischer Garten gemacht
wurde. Erst 1983 wurde der Zoo verlegt und die Erneuerung und Wiederherstellung der
Anlage begann, die bis heute nicht abgeschlossen ist, die aber inzwischen einen guten
Einblick in das königliche Leben vergangener Jahrhunderte gibt
. Ich nehme euch mal fotografisch mit in diese Palastwelt.

Mit dem Spaziergang durch die Palast- und Grünanlagen konnten wir ein wenig in die koreanische Geschichte eintauchen. Wir waren morgens dort, als nur wenige Leute da waren; später wurden es immer mehr – was bei Chuseok ganz normal ist, es ist auch ein Familienausflugsfest.

 

Viel zu entdecken gibt es auch bei den unzähligen Street-Food-Ständen und Imbissläden, die man immer wieder findet und die einfach alles anbieten, was es gibt, Bekanntes und vieles mehr, was (uns) (noch) unbekannt ist. Hier zeige ich ein Foto von Christine beim Verzehr von Kartoffelspiralen (offizieller Name: potato twister oder tornado potato). Und nein: sie ist nicht gierig, sie hält nur mein Mittagessen auch noch, weil ich gerade fotografiere.

 

Seoul ist sehr laut.

So laut, dass wir beim lüften zuweilen uns nicht so gut unterhalten können. Aber auch mit geschlossenen Fenstern ist es laut. Die beiden Fotos hab ich von einer Fußgängerbrücke neben unserem Haus gemacht – da war gerade eher wenig los. Der regelmäßige Gebrauch der Hupe vor unserem Haus ist offensichtlich behördlich angeordnet. Wir haben von unserer Dienststelle in Bonn, dem Katholischen Auslandssekretariat, die Freigabe, mal Angebote für neue Fenster einzuholen. Das wäre auch schon aus Energiespargründen eine sehr gute Sache, wird aber viel Zeit in Anspruch nehmen. Wir werden sehen.

Besonders schön ist es bei all dem Lärm und auch der Luftverschmutzung (wir haben eigene Apps, die uns mitteilen, wie hoch die Luftverschmutzung ist und wann, ganz unabhängig von Corona, FFP2-Masken dringend angeraten sind), einen der vielen Parks zu besuchen.

Ein Beispiel, aus dem Park hinter dem Palast:

Auch von unserem Haus ist es nicht weit bis zu einem Park, bei dem man zwar zunächst mal recht steile Wege nach oben gehen muss, in dem es aber immer wieder Gelegenheiten für Fitness-Übungen gibt – und dann auch wunderschöne Aussichten.

Und von den optischen Eindrücke der Märkte sollt ihr wenigstens mal eine Ahnung bekommen. (Gerüche lassen sich so schlecht online reproduzieren.)

Seid herzlich gegrüßt, in Deutschland und Brasilien, in Korea und Südafrika oder wo auch immer ihr seid!

 

5 Gedanken zu “Ankommen und Entdecken

  1. Liebe Christine und Edgar, dankeschön für die Einblicke in euer neues Zuhause
    Liebe Grüße und gute Wünsche um die Welt von Monika und Reinhard

  2. Hallo ihr Lieben – vielen Dank für die Eindrücke – schön, dass ihr euch Zeit nehmen könnt, erst mal anzukommen in diese andere Welt… alles Gute Euch!! Micahel

  3. Hallo Ihr beiden!
    wie schön zu lesen, dass es Euch gut geht und Ihr mitten drin seid, Euch in Seoul einzuleben!
    Herzliche Grüße aus Augsburg
    Stefan und Gabi

Kommentare sind geschlossen.

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