04/06/2023

Erste Eindrücke aus Thailand

Kontakt zu halten zwischen den deutschsprachigen katholischen Gemeinden hier in Asien find ich ziemlich wichtig. Jeder von uns Auslandsseelsorgern ist für mindestens ein Land zuständig.  Als Neuling freue ich mich auf jede Online-Konferenz – da gibt es ganz alte Hasen, die seit bald 20 Jahren in Asien sind und auch Kollegen, die noch sehr dienstjung im Einsatz sind, wie ich. Dieser Austausch tut schon mal gut, ersetzt aber auf Dauer nicht die persönliche Begegnung.

Zu einer solchen Begegnung sind wir nun nach Thailand geflogen. Und wenn wir eh schon mal da sind, machen wir hier auch ein paar Tage Urlaub.

Knapp sechs Stunden dauert es vom Flughafen Incheon bei Seoul nach Bangkok. Ich hatte mir vorher die Luftlinie angeschaut – und die geht über China. Das Flugzeug nahm aber eine andere Route und flog immer südlich von China übers Meer. Wer weiß, was das wieder für politische Gründe hat.

Während ich das hier schreibe, sitzen Christine und ich in einem Kleinbus mit ein paar anderen Touristen auf dem Weg zu den Erawan Wasserfällen. Die vermutlich zwei bis drei Stunden Fahrt dorthin (200 km) kann ich gut zum Blogschreiben nutzen. Und das gibt natürlich auch noch einen eigenen Bericht.

Ich schaue auf zwei sehr gefüllte Tage zurück. Seit der Ankunft am letzten Samstag haben wir schon viel gesehen.

Der erste Eindruck: Es geht hier viel fröhlicher und gelassener zu als in Korea. Immer wieder lachende Menschen, tanzende junge Frauen in bunten Gewändern, offene Gesichter.  Das ist natürlich auch hier nur ein kleiner Teil der Bevölkerung. Aber diese Menschen prägen durchaus das Stadtbild mit. Es ist eine andere Atmosphäre. Ich denke, es ist auch insgesamt farbenfroher.

 

 

 

 

 

Das darf natürlich nicht darüber hinweg täuschen, dass der Aufenthalt in Thailand lange nicht so sicher ist wie der in Korea. In Seoul haben wir ein solches Schild noch nicht gesehen. Es steht nicht an einem besonderen  Gebäudes, sondern am Eingang der U-Bahn.

Solche Schilder haben ja immer einen Anlass und eine Geschichte.

Wir sind hier folglich vorsichtiger im Land unterwegs. Das Land scheint viel weniger reguliert zu sein als Korea, oder wenn doch, dann halten sich die Leute nicht immer daran. Das Leben hier ist ganz anders. Jedenfalls das, was wir hier in wenigen Tagen meinen wahrnehmen zu können. Aber genau darum geht es mir ja hier auf dem Reiseblog: Eindrücke zu sammeln und die Puzzleteile, die überall zu finden sind, zu Bildern zusammen zu setzen, die euch Leserinnen und Lesern einen möglichst authentischen Eindruck vermitteln. Vielen Dank für jegliche Rückmeldung von euch!

Wir haben ja Freunde und Kollegen hier, die uns erzählen und ihre Sicht auf das Land vermitteln. Dafür sind wir sehr dankbar.

Den ersten Abend verbrachten wir zum Beispiel mit Beate und Michael, die jetzt im vierten Jahr hier in Thailand leben und auch sonst schon viel Auslandserfahrung haben, zu Beispiel in Singapur und Südafrika. Beate hat eine Weile hauptamtlich als Pastoralreferentin hier gearbeitet und ist jetzt wieder ehrenamtlich in der deutschsprachigen Gemeinde aktiv. Wir aßen als Deutsche in einem griechisch-thailändischen Restaurant zu Abend, das eine gute Auswahl veganer Gerichte präsentierte, redeten mit dem Kellner Englisch und untereinander über Korea, Deutschland und Thailand und die Welt. Wir hatten jedenfalls viel Spaß am Austausch.

Bürokratismus und Rassismus in den beiden Ländern, Gemeindeleben und Freizeitoptionen – wir hatten einige Themen an diesem Abend. Erzählungen von schwereren Erlebnissen wechselten sich ab mit humorvollen Anekdoten. Und wenn sich Deutsche treffen, sollte ein sehr deutsches Produkt nicht fehlen. Auch wenn es auf dem Dach des Restaurants steht:

Apropos Rassismus: Der ist ja überall vorhanden. Wir haben ihn in Brasilien genau so erlebt wie in Nairobi oder Johannesburg. Das Rassismusproblem in Deutschland wird bekanntlich immer größer und auch hier in Asien ist es Teil des Lebens. In Korea kommt man oft viel leichter durch den administrativen Dschungel, wenn man von Einheimischen begleitet wird, und viele Türen öffnen sich tatsächlich erst dann und Genehmigungen werden erst dann ausgesprochen. Auch unsere Erfahrung im Herbst, erst Geld bezahlen zu müssen, um an einen früheren Termin bei der Einwanderungsbehörde zu kommen, damit wir überhaupt noch ein Visum erhalten, gehört dazu. Aber das ist natürlich wie immer und überall nur ein Teil der Gesellschaft. So etwas ist nicht verallgemeinerbar.

Und die thailändische Gesellschaft ist gerne unter sich. Die europäischen „Langnasen“ werden nie richtig dazu gehören. Es gibt im Alltag so manche Hinweise darauf. Wer hier länger lebt kann davon erzählen. Besonders spannend fanden wir die Beschriftung der Schuhregale in einem Tempel.

Der Eingangsbereich. Noch sind die Schilder nicht gut zu sehen.

Dass man Menschen trennt, ist ja irgendwie noch nachzuvollziehen. Sie sehen anders aus, denken anders, glauben anders… Das muss man nicht gut finden. Auch nicht, dass man als Ausländer das Zehnfache an Eintritt zahlen muss, so wie wir es auch zum Beispiel in Simbabwe erlebt haben. Teilweise zahlen einheimische Thais hier gar nichts. Das kann man ja von mir aus auch mit dem Bruttosozialprodukt erklären. Aber Schuhe zu trennen – das ist eine neue Erfahrung für uns.

 

Könnte es sein, dass es sich sogar um das selbe Schuhmodell handelt? Ist nur eine Frage.

Oder: zu bestimmten religiösen buddhistischen Bereichen hat man nur Zugang, wenn man Thai ist. Verstehen würde ich es besser, wenn man dezidiert nur Buddhisten zulassen würde. Man könnte ja zum Beispiel einfach die Ausländer befragen, ob sie Buddhisten sind. Und dann eben nur diese zulassen. Es gibt ja schließlich viele Buddhisten außerhalb von Thailand.

Religiöse Trennungen haben wir schon genug auf der Welt. Staatliche Trennungen auch. Wir gewöhnen uns ja viel zu sehr an solche Distanzen.

Vielleicht sollte die Menschheit wenigstens bei staatsreligiösen Abschottungen oder in Religionsstaaten anfangen nachzudenken.

Und wenn wir das mal getan haben, aber auch vorher und eigentlich immer, dürfen wir uns freuen über Gottes schöne Natur. Ton an und 9 Sekunden lächeln. Und freuen: Der nächste Artikel hier auf dem Blog ist bereits in Bearbeitung.

 

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